Michaela Weissert

– Mit Kindern die Welt entdecken – 

Mit dem Wohnwagen in Südschweden

Wir sind sehr aufgeregt: unser erster Campingurlaub mit Wohnwagen steht an. Wir nutzen die Elternzeit meines Mannes, die ihm nach der Geburt unseres dritten Kindes zusteht. Im Mai hat er vier Wochen frei und drei davon gehen wir auf Reisen. Die Kinder sind zu dem Zeitpunkt fünf, drei und ein Jahr alt. Unser Auto ist ein Renault Scénic und unseren Wohnwagen, ein Leichtgewicht unter den Wohnwagen, haben wir kürzlich frisch erstanden. Eine nette Familie hat ihn uns überlassen. Er ist nicht mehr der Neuste, aber noch sehr gut in Schuss. Wir als Camping-Neulinge sind froh drüber. Wir sagen uns: wenn uns das Campen gefällt, schauen wir vielleicht irgendwann nach einem anderen Gefährt. Doch bisher sind wir noch stolze Besitzer dieses praktischen Wohnwagens, in dem Platz für gleich drei Kinder ist. Für die Zukunft schwebt uns ein umgebauter Crafter oder Sprinter vor. Aber das ist Zukunftsmusik.

Zwei Zwischenstopps bis zur Küste

Die erste Etappe geht von unserem Wohnort in den Thüringer Wald. Unsere Etappen in Deutschland sind immer ca. 200-250 km entfernt. Für diesen Weg brauchen wir zwischen zwei und drei Stunden. Wenn es schlecht läuft auch länger. Unser Campingplatz in Oberhof liegt versteckt in einem Waldstück. Wir checken ein und glücklicher Weise gibt es noch einen Stellplatz für uns. Es ist aufregend, denn wir sind nicht geübt im Rangieren des Wohnwagens und wissen noch nicht genau, wie wir ihn am besten platzieren. Zum Glück gibt es nette Mitcamper, die uns mit Rat und Tat zur Seite stehen. In der Nacht wird es eisig kalt und wir brauchen unsere Fleecejacken. Zum Glück fahren wir am nächsten Morgen weiter. Wir kommen bis zum Großraum Berlin und bleiben eine Nacht auf einem Campingplatz am Havelkanal.

Endlich auf Rügen

Die letzte Etappe ist mit knapp 300 km die längste und führt uns ganz in den Norden Rügens. Wir finden einen familiären Campingplatz direkt am Strand. Hier bleiben wir für 4 Tage, bis unsere Fähre nach Schweden abfährt. Die Brötchen hier sind lecker und die Kinder freuen sich über den Sandstrand ganz in der Nähe. Zum Baden ist es leider (noch) zu kalt. Wir halten uns viel auf dem Campingplatz auf, fahren Fahrrad und sind am Strand. Ich bin gut beschäftigt mit Kochen und den Wohnwagen sauber halten. Unser Wohnwagen steht auf Sand. Jetzt kannst du dir den Innenraum ja sehr gut vorstellen…mit drei kleinen Kindern, die ständig Rein-und-Raus gehen.

Nationalpark Jasmund

Da wir nun schonmal auf Rügen sind, wollen wir uns den Naturpark Jasmund nicht entgehen lassen. Dort befinden sich die berühmten Kreidefelsen. Gesagt, getan. Wir wandern einen wunderschönen Weg durch die Buchenwälder direkt an den Rand der Klippen und sehen sie: die Kreidefelsen.

Kreidefelsen im Nationalpark Jasmund
Die Kreidefelsen im Nationalpark Jasmund

Wir sagen: Tschüss Rügen, hallo Schweden!

Unsere Zeit Auf Rügen geht zu Ende. Die Fähre von Sassnitz fährt früh morgens, sodass wir zeitig zusammenpacken und losfahren müssen. Wir warten lange in der Autoschlange vor der Fähre, bis wir endlich an Bord dürfen. Das Gespann wird im Bauch der Fähre abgestellt und wir nehmen die Treppen nach oben. Unser kleine Wirbelwind sitzt nicht still und leider sind die Spielkabinen für Kinder wegen Renovierungsarbeiten gesperrt. Somit sitzen unsere Kinder in einer Ecke mit Spielautomaten und sind vollauf begeistert. Drei Stunden später und einige Nerven weniger kommen wir in Trelleborg an.

Älmhult und IKEA

Nach dem ersten Schreck: Oh nein, unser Navi hat keine Schwedenkarte!, bin ich froh über den Reiseführer, den mir mein Papa vor Abreise in die Hand gedrückt hatte. Eine oldschool Karte ist dabei. Diese wird uns nun führen. Für die genauere Navigation schalten wir unsere Handys ein. Am ersten Campingplatz an der Südküste bleiben wir nur eine Nacht und fahren weiter in den Norden. Auf der Strecke holen wir uns unseren ersten schwedischen Snack an einer Tankstelle. Bei Älmhult im südlichen Småland, wollen wir nicht mehr weiterfahren und beschließen einen Campingplatz anzusteuern. Der ist ziemlich städtisch gelegen und liegt am Ufer des Sees Möckeln. Ein schöner Campingplatz, aber viel zu voll für unsere Vorstellung. Außerdem liegt er dicht bei der Stadt. Doch der Sonnenuntergang dort, kann sich sehen lassen. In Älmhult befindet sich eine der Hauptniederlassungen von IKEA. Es gibt auch ein IKEA-Museum, welches wir nicht besuchen. Unsere Kinder sind noch zu klein dafür. Viel Eindruck macht die Stadt auf uns nicht, dass wir am nächsten Tag gleich weiter gen Norden fahren. Da wollen wir nämlich auf jeden Fall hin.

Astrid Lindgrens Småland

Wenn ich an Astrid Lindgrens Bilderbücher denke, habe ich gleich saftige, blühende Wiesen und Wälder im Kopf. Genauso sieht es hier im Frühling aus. Wir kommen aus dem Staunen nicht mehr heraus.

Astrid Lindgrens Näs

Wir sind in Småland, dem Land von Astrid Lindgren. Wer ihre Bücher kennt, kann sich die Landschaft vorstellen, in die wir dort eintauchen. An jeder Ecke habe ich das Gefühl, ich muss den Fotoapparat zücken, um den Moment zu konservieren. Wir fahren an saftig grünen Wiesen vorbei, immer wieder kommen wir durch Waldstücke. Am Wegrand liegen Holzstapel und ab und zu kommen wir an einem Sägewerk vorbei.

Unser erster Ausflug führt uns nach Vimmerby, dem Geburtsort von Astrid Lindgren. Dort gibt es neben einem Freizeitpark Astrid Lindgrens Värld (Welt), auch Astrid Lindgrens Näs. Hier besuchen wir eine Ausstellung zu Astrid Lindgrens Leben. Auf dem Grundstück daneben befindet sich Astrid Lindgrens Elternhaus. Die Hängebirken auf dem Gelände sind wunderschön und laden die Kinder zum Klettern ein. Auch eine breite Schaukel hängt bereit, um aufzuspringen. Wir sehen die alte Ulme mit dickem Stamm. Diesen Baum erwähnt Astrid Lindgren in ihrem Kinderbuch Pippi Langstrumpf als Limonadenbaum.

Astrid Lindgren wurde durch die Natur um sie herum inspiriert und das merken wir in dem wunderschön angelegten Garten. Per Audio-Guide können wir uns zu den einzelnen Stationen im Garten informieren.Im Shop kaufen wir uns das Buch „Lotta kann Radfahren“. Ich kanns vom vielen Vorlesen schon auswendig. Für uns eine tolle Erinnerung an die Zeit in Schweden.

Schweden mit Kindern

Eksjö-eine Stadt aus Holz

Im Norden Smålands finden wir endlich einen kleinen, familiären Campingplatz. Inmitten malerischer Natur und direkt an einem wunderschönen See, mit Holzsteg. So richtig schwedisch (Beitrag dazu folgt). Circa 20 km entfernt befindet sich die Stadt Eksjö.

Eksjö besticht mit seinen schmalen Straßen, bunten Holzhäusern und den begehbaren Hinterhöfen in denen sich Cafés verstecken oder einfach nur ein paar Liegestühle aufgestellt sind, in denen die Besucher sich ausruhen können. Eksjös Holzhäuser stehen alle unter Denkmalschutz und sind ein tolles Fotomotiv. Nur kommen wir mit den drei kleinen Kindern nicht zu vielen Fotos. Ein Stadtbummel ist für die Kids wenig interessant.

Wir laufen trotzdem durch die Gassen und lassen den Flair des Städtchens auf uns wirken. Eine Grünfläche mit Tisch und Stühlen neben dem Kanal lädt zum Verweilen ein. In der Fußgängerzone kehren wir in einem hippen Café ein und essen einen Snack. Wenn wir in städtische Gebiete unterwegs sind, suchen wir uns immer ein nettes Restaurant und testen einheimisches Essen.

Straße in Eksjö
Straße in Eksjö

Bullerbü

Obwohl wir ziemlich müde sind, fahren wir durch die schöne Landschaft bis nach Sevedstorp in der Nähe von Vimmerby. Bei Sevedstorp stehen die drei roten Häuser, die Astrid Lindgren als Vorlage für ihr Kinderbuch Bullerbü genommen hat. Bullerbyn steht dort auf einem Schuppen, was übersetzt so viel heißt wie „Lärm-Dorf“. Im Mittelhof ist Astrid Lindgrens Vater aufgewachsen. Die Häuser sind in Privatbesitz.

Wir sind außerhalb der Saison unterwegs und haben Bullerbü ganz für uns. Einerseits schade, denn während der Saison gibt es hier Bewirtung und Kinderprogramm. Ein Heuboden ist frei zugänglich und lädt die Kinder zum Toben ein.

Als die Kinder unruhig werden, fahren wir durch die schöne Landschaft zurück zum Campingplatz.

Der Katthult Hof

Der Katthult Hof, die Heimat von Michel aus Lönneberga wollen wir uns nicht entgehen lassen. Es ist eine weite Fahrt und wir haben Probleme den richtigen Weg zu finden. Der Weg dorthin führt viel durch den Wald, der zu Spaziergängen einlädt. Der Katthult Hof liegt nicht in Lönneberga, wie es in den Büchern beschrieben wird. Er liegt in der Nähe des Städtchens Gibberyd . Er ist Drehort der Michel-Filme. Übrigens heißt Michel im Schwedischen Emil. Da der Name in der deutschen Kinderliteratur schon von ‚Emil und die Detektive‘ vergeben war, wurde aus Emil kurzerhand Michel.

Es ist sehr heiß und aus Mangel an Sonnencreme, laufen wir den langen sandigen Weg mit unseren Regenschirmen bis zum roten Gatter des Hofes. Die umliegenden Wiesen sind mit den für Schweden typischen Zäunen umgeben: querliegende Äste, und zwischendurch ein Pfahl. Wer die Bücher Astrid Lindgrens kennt, kennt auch diese Zäune.

Auch hier ist ‚tote Hose‘, da wir außerhalb der Hauptsaison reisen. Wir können die Häuser nur von außen betrachten. Es gibt das Haupthaus mit dem Fahnenmast daneben, den Tischlerschuppen, eine Scheune und ein weiteres Wohnhaus. Leider alles verschlossen. Angrenzend weiden zwei Pferde, die die Mädchen begeistert streicheln.

Mein Mann fühlt sich in seine Kindheit versetzt, da er die Michel-Filme hoch und runter geschaut hat. Wir verweilen an einem schattigen Ort und essen einen Snack. Dann fahren wir weiter. Schade, dass auch hier kein Kinderprogramm stattfindet. Dafür müssen wir vielleicht nochmal vorbeifahren. Der Vorteil: wir könnenen alles in Ruhe anschauen. Erst als wir aufbrechen, kommt eine weitere Familie an, um sich den Katthult Hof anzuschauen.

Ein paar Tage später fahren wir durch das echte Lönneberga. Das Städtchen liegt von Wald umgeben und mutet sehr industriell an. Wir finden den Namen toll, aber wir hätten uns auch nicht dieses Städtchen für den Schauplatz eines Kinderbuches ausgesucht.

Unser Lieblingsplatz

Voller Erwartungen fahren wir auf den kleinen Campingplatz mitten im Nirgendwo. Schon bei der Anfahrt kommen wir an vielen größeren und kleineren Seen vorbei. Es ist leicht bergig und wir können uns gar nicht sattsehen am Anblick der Landschaft. Wenn wir denken, schöner geht es nicht, biegen wir um die nächste Kurve und schon werden wir wieder überrascht.

Die Eigentümer des Campings sind Holländer, die nur in der Sommersaison auf dem Campingplatz leben. Da wir außerhalb der Saison reisen ist wenig los. Genau so wie wir es mögen. Deshalb bleiben wir anstatt 3 Tagen gleich 7 Tage. Das kostet uns Zeit und wir können unter Anderem nicht mehr nach Stockholm.

Für die Kinder gibt es einen Spielplatz und im Haupthaus können wir einen Imbiss zu uns nehmen. Ist der Wohnwagen einmal aufgestellt, treibt es uns an das Ufer des Sees. Der See ist durch die Durchfahrtsstraße vom Campingplatz getrennt. So müssen wir keine Angst haben, dass unser Jüngster reinfällt.

Ein Pluspunkt in jenem Sommer ist, dass es für schwedische Verhältnisse heiß ist (zwischen 25 und 30°C). Das ist den lästigen Mücken zu heiß und wir können die Seenähe ohne sie genießen.


Richtung Norden: das Schärengebiet in Östergotlands län

Es ist so schön im nördlichen Småland, doch irgendwann heißt es, Abschied nehmen. Wir gehen mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Denn, wir fahren nun in Richtung Meer. Unser Ziel ist Stockholm. Dass die Autofahrt dorthin zu lange sein wird für die Gemütszustände unserer Kinder, ahnen wir noch nicht.

Wir fahren also weiter nördlich und finden einen gemütlichen Campingplatz bei Valdemarsvik. Valdemarsvik liegt in einer Bucht. Ein Meeresarm kommt tief ins Landesinnere und genau dort liegt der Campingplatz. Wir haben einen Stellplatz etwas erhöht und schauen von oben auf den Meeresarm. Zum Campingplatz gehört wieder ein kleiner Spielplatz mit einer Schaukel mit Meerblick. Außerdem gibt es ein leckeres Restaurant.

Als wir ankommen sind die Mädels sofort im Gebüsch verschwunden und spielen dort mit den Naturmaterialien, die sie finden. Das Gelände ist felsig und richtig schön. Wir haben alle keine Lust mehr auf eine weitere Strecke, daher fahren wir nicht mehr nach Stockholm, sondern erkunden die Gegend um Valdesmarsvik.

Valdemarsvik liegt ganz in der Nähe eines Schärengebietes. Dort fahren wir hin und schauen uns um. Die Restaurants sind zu und es ist wenig los. Wir sind froh, nicht noch weiter in den Norden gefahren zu sein. Die Rückfahrt dauert noch lang genug. So können auch wir Erwachsenen nochmal Energie tanken.

Campingplatz Valdemarsvik
Abend-Blick vom Campingplatz

An der Ostküste gen Süden

Vom Norden soll es nun wieder Richtung Süden gehen. Unsere Kinder sind müde und verschlafen viel, sodass wir gut Strecke machen können. Wir fahren auf kerzengeraden Straßen von Wald umgeben Richtung Karlskrona. Hier wird es langsam anstrengender und wir suchen uns einen geeigneten Campingplatz am Wasser. Fündig werden wir zwischen Ronneby und Karlshamn in der Nähe des Naturparks Järnavik. Ein sauberer Campingplatz mit einem schönen Spielplatz. Wir verbringen hier zwei schöne Tage und fahren dann weiter an die Südküste bis kurz vor Trelleborg und verbringen hier weitere zwei Tage, bis es Anfang Juni wieder auf die Fähre nach Rügen geht.

Eine unvergessliche Reise

Wir sind so froh, den Schritt gewagt zu haben und mit den Kindern diese Abenteuer bestritten haben. Es war der schönste Urlaub seit Langem und wir sind uns einig: diese Art zu reisen passt zu uns. Es wird nicht die letzte Rundreise bleiben, die wir gemacht haben.

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Abenteuerliche Grüße, Michaela

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